Legal Tech 2.0 – eine Chance für den Datenschutz
Hallo Dominik, du bist Betriebswirt, zertifizierter Datenschutzbeauftragter und Co-Founder eines Legal-Tech-Unternehmens. Wie passt das zusammen?
Das geht Hand in Hand. Unternehmerisches Denken und Recht stehen nicht im Widerspruch; ganz im Gegenteil: Sie befördern sich gegenseitig. Das sehr junge Rechtsgebiet des Datenschutzes bietet dabei in Kombination mit unternehmerischem Denken enorme Chancen und Opportunitäten für innovative Geschäftsideen. Daraus können neue Geschäftsmodelle geboren werden, die es so noch nie gab – wie das unseres Unternehmens: eine automatisierte Datenschutz-Software für Unternehmen. Legal Tech bietet uns hier die einzigartige Möglichkeit, komplexe Rechtsgebiete einfacher und verständlicher zu machen.
Legal Tech, genauer Legal Technology 2.0, setzt sich zum Ziel, juristische Arbeit zu digitalisieren und automatisieren. Wieso siehst du gerade darin einen Zukunftsmarkt?
Der Rechtsmarkt ist nach wie vor vorwiegend durch manuelle und sich wiederholenden Aufgaben gekennzeichnet. Für die Bearbeitung juristischer Aufgaben ist daher ein sehr hoher Personalaufwand nötig. Technisch unterstützte Lösungen bieten hier die Chance, juristische Abläufe nicht nur zu digitalisieren, sondern auch zu standardisieren. Dadurch können menschliche Fehler minimiert und die Zeit von juristischen Expert:innen auf die echten Mehrwerte für Kund:innen gelenkt werden.
Zwischen moderner Technik und persönlichem Kontakt
Siehst du auch Gefahren darin, Rechtsberatung zu digitalisieren? Viele Menschen wünschen doch sicherlich den persönlichen Kontakt, gerade, wenn es um juristisch komplexe Themen geht, bei der auch die Einzelfallbeurteilung eine wichtige Rolle spielt.
Ganz im Gegenteil – wie vorher angesprochen, sehe ich genau im Zusammenspiel zwischen technischer Lösung und fachlicher Beratung enorme Chancen. Digitale Lösungen sorgen für die schnelle Erfassung und Strukturierung von Daten und Informationen. Diese Automatisierung standardisierter Abläufe bildet die Basis für eine effektivere und vor allem effizientere persönliche Einzelfallberatung. Diese bleibt natürlich nach wie vor wichtig, da viele juristische Sachverhalte nicht abschließend durch Algorithmen beurteilt werden können, gerade wenn es um spezifische Sonderfälle geht. Der persönliche Kontakt und die menschliche Beurteilung juristischer Sachverhalte wird dadurch nicht ersetzt, sondern durch Tech-Lösungen nutzenbringend unterstützt.
Es gibt immer wieder unvorhergesehene Ereignisse, wie zurzeit die Corona-Krise. Hier wird Datenschutz immer wichtiger, wie man am Beispiel der Corona-Warn-App sieht. Wie kann die Digitalisierung dem Datenschutz helfen?
Die Digitalisierung ist gerade in der Corona-Krise ein Thema, an dem niemand mehr vorbeikommt. Viele Unternehmen wurden quasi über Nacht in die Digitalisierung gezwungen. Die Digitalisierung von betrieblichen Abläufe generiert eine hohe Anzahl personenbezogener Daten. Wer hierbei das Vertrauen von Kund:innen und Mitarbeiter:innen behalten will, kommt am verantwortungsvollen und datenschutzrechtlich konformen Umgang mit diesen Daten nicht vorbei. Datenschutz ist in diesem Fall sowohl Mitarbeiter:innen-Schutz als auch Verbraucher:innen-Schutz. Daher sind die Einhaltung des Datenschutzes mit entsprechend etablierten Konzepten sowie Integration dieser in die Geschäftsprozesse unabdingbar und können für Unternehmen auch zum Wettbewerbsvorteil werden: Wer vertraut nicht lieber einem Unternehmen, das den Schutz von personenbezogenen Daten entsprechend ernst nimmt? Und wenn der Datenschutz im Unternehmen zudem größtenteils automatisiert abläuft, dann lässt er sich ganz einfach in den Arbeitsalltag integrieren, sodass er nicht mehr wie eine lästige und zeitraubende Aufgabe erscheint.
Legal Tech 3.0 – eine Herausforderung für den Datenschutz?
Im Fokus der Entwicklung steht mittlerweile Legal Tech 3.0: Hier sollen nicht nur einzelne Arbeitsschritte automatisiert werden, sondern beispielsweise mittels künstlicher Intelligenz und Smart Contracts – simpel ausgedrückt – der Großteil der juristischen Arbeit in maschinelle Hände abgegeben werden. Siehst du diese Entwicklung auch im Datenschutz-Sektor?
Neue Technologien bieten immer auch Chancen für einzelne Anwendungsfälle im Rechtsmarkt – natürlich auch im Bereich des Datenschutzes. Die spezifischen Anwendungsfälle müssen jedoch sicherlich genauer definiert werden. Mögliche Anwendungsgebiete im Datenschutz wären bswp. Smart Contracts zwischen Verantwortlichem /-r und Datenverarbeiter:in. Bis wir aber so weit sind, sollte der Rechtsbereich Datenschutz zunächst zu 100% fit für Legal Tech 2.0 sein. Allein das ist und bleibt eine große Herausforderung, die uns als Unternehmen täglich antreibt.
Unsere Software Proliance 360 ist hierbei die passende Lösung für Unternehmen, um das Thema Datenschutz automatisiert, einfach und ganzheitlich anzugehen. Das Feedback der renommiertesten Legal Tech Expert:innen Deutschlands und Europas gibt uns hier starken Rückenwind. Insofern sehe ich uns für die nächste Stufe bestens gerüstet! Wir haben in unserem Team entsprechende KI-Expert:innen und haben verschiedene Use Cases in unserem Entwicklungsplan. Insofern darf man gespannt bleiben!
Das Interview führte: Kathrin Strauß
Artikel veröffentlicht am: 21.09.20