Cyberresilienz im Unternehmen: Was dahintersteckt und wie Sie resilienter werden

Letztes Update:
16
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06
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2025
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Ein Cyberangriff kann Unternehmen langfristig lahmlegen und Konzerne und KMU gleichermaßen treffen. Cyberresilienz hilft, Schäden zu begrenzen und den Geschäftsbetrieb sicherzustellen. Erfahren Sie, wie Sie mehr Cyberresilienz für Ihr Unternehmen erreichen.
Cyberresilienz im Unternehmen: Was dahintersteckt und wie Sie resilienter werden
Die wichtigsten Erkenntnisse
  • Cyberresilienz bedeutet, Angriffe nicht nur abzuwehren, sondern auch nach einem Angriff oder bei einer Störung weiter handlungsfähig zu bleiben.
  • NIS2, der Cyber Resilience Act und DORA machen Resilienz in vielen Branchen zur regulatorischen Pflicht.
  • Normen wie ISO 27001 helfen Unternehmen, die gesetzlichen Anforderungen praxisnah umzusetzen.
  • Fehlende Strukturen, Silos und manuelle Prozesse sind typische Schwachstellen, die Resilienz im Ernstfall behindern.
  • Unternehmen, die Resilienz strategisch aufbauen, profitieren nicht nur bei Krisen, sondern auch im Alltag durch stabilere Prozesse und höhere Sicherheit.

Cyberresilienz: Vom Buzzword zur Chefsache

Cyberangriffe sind in den vergangenen Jahren nicht nur zahlreicher, sondern auch gezielter und komplexer geworden. Ransomware, Advanced Persistent Threats oder Angriffe auf Lieferketten betreffen längst nicht mehr nur Konzerne. Zunehmend geraten kleine und mittelständische Unternehmen ins Visier von Hackern. Vor allem dann, wenn sie große Digitalisierungspläne haben.

Der Schaden ist dabei nicht nur technischer Natur: Da Unternehmen immer stärker von digitalen Prozessen und ihren IT-Systemen abhängen, können Betriebsunterbrechungen schnell existenzbedrohend werden und Reputationsverluste sowie aufsichtsrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.

So wundert es nicht, dass der Begriff Cyberresilienz immer häufiger auftaucht, wenn es um Cybersicherheit in Unternehmen geht, und dass die NIS2-Richtlinie oder der kommende Cyber Resilience Act (CRA) sie von der Kür zur Pflicht machen.  

Was ist Cyberresilienz – und was nicht?

Grundsätzlich beschreibt Resilienz die Widerstandsfähigkeit oder Anpassungsfähigkeit von Personen. Übertragen auf Organisationen und den Bereich der Cybersicherheit ist Cyberresilienz oder Cyber-Risk-Resilience also die Fähigkeit, Angriffe besser abwehren und im Fall der Fälle effizient darauf reagieren zu können.  

Dazu gehört mehr als nur klassische IT-Sicherheit, die auf Abwehr ausgerichtet ist: Es geht um Informationssicherheit und um Ausfallsicherheit, damit Systeme und zentrale Prozesse bei einem erfolgreichen Angriff schnell wieder funktionsfähig sind.  

Ein wichtiger Begriff im Zusammenhang mit Cyberresilienz ist deshalb Business Continuity Management (BCM). Wer BCM-Maßnahmen etabliert hat, kann trotz IT-Sicherheitsvorfällen wesentliche Funktionen aufrechterhalten oder schnell wiederherstellen. Cyberresilienz bedeutet darüber hinaus, aus Erfahrungen zu lernen, um in Zukunft noch besser vor Angriffen und ihren Folgen geschützt zu sein.

Welche Unternehmen brauchen Cyberresilienz?

Alle Unternehmen, deren Geschäftsbetrieb von funktionierender Software und der Verfügbarkeit von Daten abhängt, sollten ihre Cyberresilienz stärken. Wenn der Ausfall eines Systems oder Datenverluste dazu führen, dass wirtschaftliche Schäden entstehen oder Bußgelder drohen, ist Cyberresilienz unverzichtbar.  

Das gilt vor allem für Branchen, in denen stabile Prozesse und sichere IT-Systeme entscheidend sind, wie die Energieversorgung, der Finanzsektor oder der Gesundheitsbereich. Doch auch Unternehmen in der Automobilbranche oder im E-Commerce, die Wert auf hohe Kundenzufriedenheit und die Sicherheit ihrer Daten legen, müssen ihre Cyberresilienz stärken.  

Der rechtliche Rahmen: Wie viel Cyberresilienz fordert der Gesetzgeber?

Cyberresilienz ist regulatorisch in mehreren Gesetzen verankert:

  • NIS2: Die NIS2-Richtlinie richtet sich an Unternehmen mit erhöhter Systemrelevanz, etwa aus der IT, Energie, Logistik oder dem Gesundheitswesen. Sie ist ein wichtiger Treiber der Cyberresilienz in Unternehmen der EU. Betroffene Organisationen müssen die Resilienz nicht nur herstellen, sondern auch jederzeit nachweisen können, etwa durch Vorfallprotokolle, Notfallübungen oder strukturierte Risikoanalysen.
  • Cyber Resilience Act: Der CRA richtet sich an Unternehmen, die digitale Produkte einsetzen oder in Verkehr bringen. Sie müssen künftig gewährleisten, dass diese grundlegende Sicherheitsanforderungen erfüllen. Das Ziel: IT-Sicherheit wird zur Voraussetzung für Marktzugang – und das über den gesamten Lebenszyklus eines Produkts hinweg. Auch Betreiber profitieren: weniger Angriffspunkte, mehr Standardisierung, bessere Wartbarkeit.
  • Digital Operational Resilience Act: DORA richtet sich an Unternehmen aus dem Finanzsektor und verpflichtet unter anderem Banken, Versicherungen und Zahlungsdienstleister zu umfassenden Maßnahmen der digitalen Betriebsresilienz.

Neben regulatorischen Vorgaben wie der NIS2-Richtlinie, dem Cyber Resilience Act oder DORA sind für Unternehmen auch Normen wie ISO 27001 relevant. Sie sind zwar nicht gesetzlich verpflichtend, bieten aber für Unternehmen, die von NIS2 oder DORA betroffen sind, einen praxiserprobten Rahmen, um die Anforderungen aus diesen Richtlinien systematisch und nachweisbar umzusetzen. Und für kleinere Unternehmen, die nicht verpflichtet sind, die NIS2-Anforderungen zu erfüllen, bietet ISO 27001 die Chance, mit strukturierten Sicherheitsmaßnahmen ihre Cyberresilienz zu stärken.

Die ISO-27001-Norm konkretisiert, wie Informationssicherheit als Managementsystem aufgebaut und betrieben werden muss. Ein ISO-zertifiziertes Unternehmen ist in der Lage, auf Angriffe standardisiert zu reagieren und Geschäftskontinuität nachweislich sicherzustellen. Relevant für die Cyberresilienz sind Kontrollen zur Wiederanlaufplanung, zur Absicherung der IT-Assets und zum Umgang mit Dienstleistern.  

Typische Schwachstellen in Unternehmen und wie Sie sie beseitigen

Ein häufiger Irrtum: Resilienz scheitert oft nicht an der Technik, sondern an Struktur. In der Praxis sind folgende Stolpersteine verbreitet:

  • Unternehmen nutzen Excel-Listen für ihre Verzeichnisse von Verarbeitungstätigkeiten. Diese sind fehleranfällig, nicht versionssicher und schwer nachvollziehbar. Außerdem werden sie oft nicht ausreichend gepflegt und aktualisiert.
  • Notfallpläne existieren zwar auf dem Papier und in der Theorie, sind aber weder in die Organisation integriert noch in Übungen getestet.
  • Die Zusammenarbeit zwischen IT, Datenschutz und Security ist punktuell, aber nicht orchestriert. Häufig gibt es keine einheitliche Datenbasis oder klare Verantwortlichkeiten, sodass im Falle eines Ausfalls Chaos vorprogrammiert ist und sich die Wiederaufnahme wichtiger Prozesse verzögert.

Bestehen solche oder ähnliche Schwachstellen, verstreicht im Ernstfall wertvolle Zeit aufgrund zäher Abstimmungen, unklarer Zuständigkeiten und lückenhafter Dokumentation. Unternehmen können das verhindern, indem sie auf strukturierte Maßnahmen wie ein Informationssicherheitsmanagementsystem (ISMS) und auf zentrale Plattformen für das Management ihrer Cybersicherheitsmaßnahmen setzen.  

Umsetzung in der Praxis: Wie baue ich Resilienz schrittweise auf?

Im Unterschied zur klassischen IT-Sicherheit, die Angriffe abwehren und IT-Systeme schützen soll, zielt Resilienz auf einen kontinuierlichen Betrieb auch unter Stressbedingungen ab. Sie verbindet:

  • technische Sicherheit (Firewalls, Backups, EDR-Systeme),
  • organisatorische Prozesse (Notfallpläne, Verantwortlichkeiten, Kommunikation) und
  • rechtliche Absicherung (etwa Datenklassifikation, DSGVO, NIS2).

Ein resilientes Unternehmen weiß, welche Systeme kritisch sind, wie es Vorfälle erkennt, bewertet, eindämmt und dokumentiert – und kann genau das auch nachweisen. Um das zu erreichen, sind mehrere Schritte notwendig:  

  • Schritt 2: ISMS richtig aufsetzen, um Verantwortlichkeiten, saubere Dokumentation und Sicherheitsziele festzulegen
  • Schritt 3: Notfälle realistisch simulieren, um Wiederanlaufpläne auf Herz und Nieren testen und im Ernstfall souverän reagieren zu können

Vorteile von Cyberresilienz für Unternehmen

Unternehmen, die resilient gegenüber Cyberangriffen sind, profitieren nicht nur bei einem Angriff, sondern auch im Alltag von:

  • stabiler Geschäftskontinuität, da Systeme auch im Krisenfall verfügbar bleiben und Ausfallzeiten minimiert werden
  • geringeren Kosten, da schnelles Reagieren Schäden, Datenverluste und Umsatzeinbußen reduziert
  • gestärktem Vertrauen von Kunden, Partnern und Beschäftigten  
  • höherer Sicherheit, weil Bedrohungen frühzeitig erkannt und Datenschutzverletzungen wirksam verhindert werden
  • konstanter Produktivität, da das Team im Ernstfall den Zugriff auf relevante Systeme behält oder schnell wieder erlangen kann
  • besserer Compliance, denn Resilienzprozesse unterstützen die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben

Fazit: Stärken Sie jetzt Ihre Cyberresilienz

Cyberresilienz ist kein Buzzword, sondern ein Schlüssel für nachhaltigen Geschäftserfolg. Unternehmen, die ihre Cybersecurity strukturiert angehen, klare Verantwortlichkeiten etablieren und regulatorische Anforderungen mitdenken, sind besser auf Angriffe und auf Audits vorbereitet.

Resilienz entsteht vor allem durch Integration: von IT-Security, Business Continuity Management und rechtlichen Anforderungen. Unsere Experten für Informationssicherheit begleiten Sie gern auf Ihrem Weg zu einer cyberresilienten Organisation, damit Sie in Zeiten zunehmender Cybergefahren nicht nur compliant sind, sondern jederzeit handlungsfähig bleiben.

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Stefan Rühl
Information Security Lead
Stefan Rühl ist Lead Information Security bei der Proliance GmbH, einem der führenden deutschen Unternehmen im Bereich Datenschutz und Informationssicherheitsberatung. Er ist erfahrener ISO27001 Lead Auditor und hat selbst viele Unternehmen im Bereich der ISO27001, des Business Continuity Managements oder des Notfall- und Krisenmanagements beraten und begleitet.
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