Threads: Warum Europa auf die neue Meta-App warten muss

Letztes Update:
25
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07
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2023
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Der Meta ist für viele Datenschützer:innen ein rotes Tuch. Scheinbar kassiert der Facebook-Konzern lieber Bußgelder anstatt User-Daten angemessen zu schützen. Im Juli 2023 brachte Meta eine neue App auf den Markt: Der neueste Wurf ist der Twitter-Klon „Threads“. In Europa müssen potenzielle Nutzer:innen noch auf die App warten. Das liegt allerdings nicht (nur) am Datenschutz.
Threads: Warum Europa auf die neue Meta-App warten muss
Die wichtigsten Erkenntnisse
  • Threads ist ein neuer Twitter-Klon von Meta, eng verknüpft mit Instagram.
  • Threads ist in Europa nicht verfügbar, teils wegen bevorstehender EU-Gesetze.
  • Kritikpunkte: umfangreiche Datensammlung und mangelnder Schutz privater Informationen.
  • Konto-Löschung nur durch Löschen des Instagram-Accounts möglich.
  • Threads plant Integration ins Fediverse, ähnlich zu Mastodon, für dezentralisierte Nutzung.

Was steckt hinter Threads?

Threads ist ein Social-Networking-Dienst des Facebook- und Instagram-Konzerns Meta Platforms. Die App bietet Nutzern die Möglichkeit, Texte, Bilder und Videos zu posten und zu teilen. Außerdem ist es möglich, mit Beiträgen anderer Nutzer:innen durch Antworten, Reposts und Likes zu interagieren.

Bereits 2019 hat Instagram Threads als separate App eingeführt. Damals hatte die Instagram-Erweiterung ähnliche Funktionen wie Snapchat an Bord. Allerdings stellte Instagram diese Threads-Version im Jahr 2021 wieder ein. Der Konzern wollte sich auf die Stärkung der Haupt-Apps und dem Ausbau der Funktionen auf den Plattformen konzentrieren. Nun gibt es eine Neuauflage der App. Auch diesmal gibt es ein Vorbild: Die Funktionen sind an denen von Twitter angelehnt.

Warum Threads in Europa nicht gestartet ist

Seit Juli ist Threads in App-Stores auf der ganzen Welt verfügbar und erreichte innerhalb der ersten fünf Tage bereits über 100 Millionen Nutzer:innen – damit übertraf sie den nur wenige Monate zuvor aufgestellten Rekord des KI-Chatbots ChatGPT. Und das, obwohl sich der Launch von Threads in der Europäischen Union noch für einige Monate verzögern wird: Meta hat freiwillig auf die Einführung der App in der EU verzichtet.

Instagram-Chef Adam Mosseri sagte in Bezug auf die EU, dass sein Unternehmen keine App auf den Markt bringen wolle, die nicht zukunftsfähig sei. Denn in der EU seien Gesetze geplant, die für seinen Konzern nur schwer einzuhalten sind.

Verschiedene Medien vermuten, dass Mosseri damit den Digital Markets Act (DMA) meinen könnte. Dieser soll die Privatsphäre von Nutzer:innen in der EU besser schützen und sieht unter anderem strengere Vorgaben für Onlineplattformen vor – zum Beispiel, wenn es um die Konsolidierung von Daten aus verschiedenen Diensten geht, wie es bei Threads der Fall ist. Denn für die Nutzung von Threads ist ein Instagram-Account notwendig. Von diesem werden Daten in Threads übertragen, damit es für Nutzer:innen einfacher ist, ihren Freund:innen und Lieblings-Accounts zu folgen.

Kritik an Threads: Was steckt im Detail dahinter?

Auch wenn der verschobene Start von Threads nicht auf die europäischen Datenschutzbehörden und Verstöße gegen die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) zurückzuführen ist, üben Datenschützer:innen Kritik in Bezug auf die neue Meta-App. Sie kritisieren vor allem die Datenerhebungspolitik von Threads. Ähnlich wie bei anderen Meta-Produkten äußern Expert:innen Bedenken über die große Menge an privaten Informationen, die Threads sammelt und die bei Meta landen.

Dass Meta Schwierigkeiten hat, diese Daten ausreichend zu schützen, zeigen die jüngsten Strafen und Verbote, mit denen der Konzern in Europa konfrontiert ist:

  • Im Mai 2023 hatte die irische Datenschutzbehörde eine Rekordstrafe von 1,2 Milliarden Euro gegen Meta verhängt. Der Grund war die Übertragung von persönlichen Daten von EU-Bürger:innen in die USA und der nicht ausreichende Schutz dieser Daten vor amerikanischen Geheimdiensten.
  • Im Juli 2023 sprach die norwegische Datenschutzbehörde ein dreimonatiges Verbot für personalisierte Werbung bei Facebook und Instagram aus.

Ist Threads ein datenschutzrechtlicher Neustart für Meta? Das US-Technologiemagazin Wired hat sich in einem ausführlichen Artikel mit der Frage auseinandergesetzt, wie die Datenschutzpolitik bei Threads im Vergleich zu anderen Social Networks abschneidet. Das Ergebnis: Meta hat scheinbar nicht viel aus den jahrelangen Querelen mit EU-Datenschützer:innen gelernt.

Datenschutz bei Threads: Die wichtigsten Fakten

Da die neue App eng mit der Meta-Plattform Instagram verknüpft ist, orientieren sich die Datenschutzbedingungen an denen von Instagram. Außerdem gibt es für Threads ergänzende Datenschutzbestimmungen.

Zwei wichtige Details sollten Threads-Interessierte in Bezug auf die Datenschutzregelungen kennen:

  • Threads-User sind zwar in der Lage, ihren Account zu deaktivieren. Um ihn jedoch vollständig zu löschen, ist die Löschung des verbundenen Instagram-Accounts notwendig. Denn um Threads zu nutzen, müssen die User ein Instagram-Konto besitzen und Threads unter ihrem bestehenden Instagram-Handle nutzen.
  • Mit Threads sammelt der Meta-Konzern – wie bereits mit Instagram und anders als der Konkurrent Twitter – neben personenbezogenen Daten auch sensible Daten. Dazu gehören unter anderem Informationen über die sexuelle Orientierung, die Religion oder biometrische Daten.

Ein Problem bei besonders datenhungrigen Plattformen: Für Cyberkriminelle sind Apps wie Threads ein perfekter Ort, um sich Zugriff auf eine große Menge an wertvollen Daten zu verschaffen. Cybersecurity-Experten wie Kaspersky berichten, es gebe bereits Betrugsversuche und Phishing-Seiten.

Was müssen Unternehmen wissen, die Threads perspektivisch nutzen wollen?

Noch bevor Threads in Europa verfügbar ist, häufen sich die Datenschutzbedenken. Über Umwege ist es zwar möglich, die App zu nutzen. Unternehmen, die über Threads einen neuen Kontaktweg zu ihren Kund:innen aufbauen möchten, sollten davon jedoch Abstand nehmen und lieber warten.

Denn Threads kündigt an, dem Fediverse beizutreten. Dabei handelt es sich um einen dezentralen Verbund unabhängiger sozialer Netzwerke, die nicht den Konzernen, sondern allen Nutzer:innen gehören. Ein bekanntes Beispiel für ein solches Modell ist Mastodon, bei dem Nutzer:innen eigene Server einrichten können und damit selbst zu Betreiber:innen werden.

Über ein spezielles Protokoll, das ActivityPub, ist es möglich, Beiträge von angebundenen Netzwerken zu kommentieren oder zu teilen, ohne dort registriert sein zu müssen. Das heißt konkret: Mastodon-Nutzer:innen könnten dann ohne Meta-Account auf Threads aktiv sein und unabhängig von den Datenschutzregeln von Meta agieren.

Bis es so weit ist, sollten Unternehmen die Entwicklungen genau verfolgen – am besten mit Unterstützung durch erfahrene Datenschutzexpert:innen. Wenn Sie sich aktuell in Ihrem Unternehmen mit Social Media und dem Datenschutz beschäftigen, nutzen Sie am besten gleich die Gelegenheit, Ihre bestehenden Profile und Accounts datenschutzrechtlich zu prüfen. Wenn Sie dabei zeitliche Entlastung und Datenschutz-Know-how benötigen, stehen wir Ihnen zur Seite.

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Alexander Ingelheim
Co-Founder & CEO
Alexander Ingelheim ist Co-Gründer und CEO von Proliance. Sein Antrieb von Anfang an: Unternehmen bei den Hürden und Herausforderungen des Themas Datenschutz und der DSGVO zu unterstützen. Er bringt umfassende Erfahrungen aus seiner Tätigkeit in der internationalen Beratung mit, darunter Positionen bei Bregal Unternehmerkapital GmbH und McKinsey & Company. Darüber hinaus ist er zertifizierter Datenschutzbeauftragter (TÜV & DEKRA).
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