Google und der Datenschutz sind so eine Sache. Wer nicht (mehr) mit seinen personenbezogenen Daten wie mit Konfettis um sich werfen will und die DSGVO für eine gar nicht mal so schlechte Idee hält, ist vielleicht auch auf der Suche nach einer Suchmaschinen-Alternative zum Branchenriesen Google. Wir wüssten da was – aber zuerst sollten wir ein paar grundlegende Sachen klären:
Warum sind Suchmaschinen für den Datenschutz problematisch?
Bei jeder Suchanfrage, die Sie im normalen Suchmodus an eine herkömmliche Suchmaschine wie Google stellen, fallen personenbezogene Daten an. Aus diesen Daten lassen sich umfangreiche Nutzer:innen-Profile erstellen. Je nach Uhrzeit und Art der Suchanfrage lässt sich daraus vieles ableiten. Sie suchen um vier Uhr morgens nach einer Notfallapotheke mit dem Zusatz „Medikament für Kinderkrankheit XY“? Aus diesen Daten lässt sich eine Menge lesen, z.B., dass Sie mindestens ein Kind haben dieses aktuell krank ist, welche Krankheit Ihr Kind vermutlich hat, dass diese Krankheit akut ist, wo Sie wohnen usw. Durch weiterführende Daten, die sog. Meta-Daten, kann zudem in der Regel noch bestimmt werden, von wo aus Sie diese Suchanfrage stellen, welches Endgerät Sie benutzen, welchen Browser usw.
Nutzen Sie regelmäßig die gleiche Suchmaschine im normalen Modus, werden immer mehr Daten über Sie zusammengetragen. So ergibt sich nach und nach aus Ihrem Nutzer:innenprofil ein langfristiges, konkretes Interessens-Profil. Die einen finden es sehr bequem, dass die daraus entstehende personalisierte Werbung eher als man selbst weiß, dass das Monatsticket erneuert werden muss. Andere hingegen wollen Ihren digitalen Fußabdruck verkleinern. Die Wahl der Suchmaschine spielt dabei eine sehr wichtige Rolle
Welche Daten werden von Suchmaschinen gesammelt?
Stellen Sie eine Suchanfrage an eine Suchmaschine, werden zahlreiche (personenbezogene) Daten gesammelt, die Stück für Stück zu Ihrem persönlichen Nutzer:innen-Profil angelegt werden. Zuerst wird bei einer Suchanfrage Ihre IP-Adresse erfasst. Hilfreich, um mehr über Sie zu erfahren, sind auch Metadaten, die beispielsweise verraten, welches Endgerät Sie benutzen, welchen Browser und welche Version dieser hat. Ihr Browser ist veraltet und nicht auf dem neusten Stand? Das könnte darauf hindeuten, dass Sie technisch nicht sehr versiert sind – dies wiederum kann für dahingehende Werbung verwendet werden.
Zusätzlich zu diesen Informationen werden das Datum und die Uhrzeit Ihrer Suchanfrage vermerkt. Auch auf welche Seiten Sie gehen, wie lange Sie diese besuchen, mit dem Inhalt der Seite interagieren oder wie oft Sie auf eine bestimmte Seite wiederkommen wird registriert. Wenn Sie beispielsweise nur sehr kurz auf einer Seite sind, werden Sie dort nicht das richtige gefunden haben. Dies wird aufgezeichnet und die nächste Suchanfrage wird dahingehend angepasst. So kann es durchaus sein, dass Sie nur noch Suchergebnisse aus zweifelhaften Quellen erhalten, wenn Sie wissenschaftlich fundierte Rechercheseiten stets schnell wieder verlassen oder ignorieren.
All diese gesammelten Daten sind nicht nur der Grund für personalisierte Werbung, die Ihrem Interessensprofil entsprechen, sondern erklären auch, warum unterschiedliche Personen verschiedene Ergebnisse auf gleiche Suchanfragen in der identischen Suchmaschine angezeigt bekommen.
Diese Datensammelei ist für viele nicht nur nervig, weil Sie ein Spielball der Werbe- und Konsumgesellschaft werden. Für andere kann ein ohne Ihr Wissen über sie erstelltes Internetprofil zudem auch gefährlich werden: Enthält es z.B. Informationen zu Ihrer politischen oder sexuellen Orientierung, kann das zum Problem werden, wenn Sie in einem politisch instabilen Umfeld wohnen. Denn die gesammelten Daten verbleiben nicht bei den Suchmaschinen, sondern werden verkauft oder zeitweise auch geleaked. Dies zeigt einmal mehr, warum digitale Rechte so enorm wichtig sind und es sich dafür zu kämpfen lohnt.
Was sind Alternative Suchmaschinen zu Google, Bing und Co?
Nun wollen Sie also weg vom Websuchen-Marktführer Google (mehr als 93% aller europäischen Websuchen) oder Bing (ca. 3% aller europäischen Websuchen). Aber wohin mit den ganzen Fragen, die nur darauf warten, in den digitalen Äther gesandt zu werden, um von dort Antwort zu bekommen? Was sind diskrete Suchmaschinen – soweit man den Begriff der Sicherheit in diesem Zusammenhang verwenden kann? Ecosia beispielsweise etabliert sich immer mehr als seriöse Suchmaschine und pflanzt bei jeder Suchanfrage einen Baum, weswegen sie oftmals auch als nachhaltige Suchmaschine beschrieben wird. Die Pflanzung eines Baumes ist schön, diese umweltfreundliche Suchmaschine greift allerdings lediglich auf die Ergebnisse von Bing zurück. Folgende Suchmaschinen-Alternativen könnten daher vielleicht für Sie interessanter sein:
Suchmaschinen mit Masken:
Manche Suchmaschinen bieten Nutzer:innen eine Art Maske an, mit der Sie große Suchmaschinen nutzen können, ohne, dass diese Zugriff auf Ihre personenbezogene Daten bekommen. Solche Suchmaschinen-Masken für ein Sucherlebnis ohne Rückverfolgung und Datenspeicherung sind beispielsweise:
StartPage: StartPage ist laut Stiftung Warentest die diskreteste Suchmaschine der Welt. Sie funktioniert ohne Tracking, verkauft nach eigenen Angaben die Suchverläufe nicht an Dritte und speichert keine Daten.
DuckDuckGo: Die US-Amerikanische Suchmaschine wurde eigentlich nicht unter dem Aspekt des Datenschutzes programmiert, aber nun zeichnet sie sich eben dadurch aus. DuckDuckGo hat nach eigenen Angaben im Durchschnitt mehr als 50 Millionen Suchanfragen pro Tag. Allerdings nutzt diese Suchmaschine für seine Dienste Amazon Webservices – eine Tatsache, die vielleicht einigen nicht gefallen dürfte.
Search Encrypt: Die Suchmaschine ist datenschutzbasiert, da sie eine lokale Verschlüsselung mit Perfect Forward Secrecy (PFS) verwendet. Identifizierbare Informationen werden somit nicht verfolgt. Search Encrypt liefert Suchergebnisse aus einem Netzwerk von Suchpartnern und löscht den Browserverlauf nach 15 Minuten Inaktivität.
Suchmaschinen ohne Datensammelei und Tracking:
Eine weitere Suchmaschine, die mittlerweile nicht mehr mittels Maske auf große Suchmaschinen zurückgreift, sondern zu einer Websuchmaschine aus Eigenentwicklung geworden ist, ist zum Beispiel:
SwissCows: Die Suchmaschine mit dem witzigen Namen und der springenden Kuh im Logo ist – wer hätte es ob dieser Tatsachen gedacht – eine Schweizer Suchmaschine. SwissCows sammelt nach eigenen Angaben keine Daten und ist besonders familienfreundlich (Gewalt und Pornografie werden hier verstärkt herausgefiltert). Zudem wird hier die sog. semantische Suche angewandt: Hier werden Suchwörter hinsichtlich der Nutzer:innenabsicht, des Anfrage-Kontextes sowie der Beziehung zwischen den Schlagwörtern, die Nutzer:innen in die Suchmaschine eingeben, ermittelt. Herkömmliche Suchmaschinen hingegen spielen die vermuteten gewünschten Treffer aus und orientieren sich dabei an der Häufigkeit der Suchanfragen.
Deutsche und europäische Suchmaschinen:
Wer gerne Suchmaschinen mit einem hohen Anspruch an Privatsphäre nutzen möchte, die in Europa heimisch sind, wird auch fündig:
Qwant: Diese Suchmaschine made in France hat den Vorteil, dass sie keine persönlichen Daten sammelt und auch keine Informationen zu Nutzer:innen aufzeichnet. Qwant zeigt zudem allen Nutzer:innen die gleichen Suchergebnisse an und spaltet die Suchen in verschiedene Rubriken auf (Live (für News), Social (Infos aus sozialen Netzwerken) und Bilder, Musik und Videos).
Metager: Hier handelt es sich um eine deutsche Suchmaschine. Metager ist eine Suchmaschine, die mit Ökostrom läuft und durch das Anzeigen verschiedenster Quellen / verschiedenster Suchmaschinen aktiv gegen Zensur vorgehen will. Sie können hier zudem auch selbst bestimmen, in welchen Quellen (nicht) gesucht werden soll (daher spricht man hier von einer hybriden Suchmaschine). Diese Suchmaschine kann zudem auch anonym via das Tor-Netzwerk genutzt werden.
Gexsi: Die deutsche Suchmaschine versteht sich als soziales Unternehmen, da durch die Websuche, die Nutzer soziale Projekte unterstützen. Gexsi liefert standardmäßig Suchergebnisse von Microsoft Bing. Es besteht jedoch die Möglichkeit, sich Google-Suchergebnisse anzeigen zu lassen. Der Suchdienst speichert IP-Adressen anonym ab und löscht sie wieder. Auch die Datenübertragung erfolgt mit einer sicheren Verschlüsselungstechnologie.
Oldschool Suchmaschinen:
Okay, dieser Vorschlag ist nicht ganz ernst gemeint. Aber wenn Sie nun des ganzen online-Suchens müde sind, versuchen Sie es doch einmal offline, zum Beispiel mit
Oma: Nein, die werden Sie nicht im Web finden, außer, sie ist sehr fortschrittlich. Aber Großmütter wissen oftmals ziemlich viel und vergessen mit Sicherheit die Hälfte Ihrer Suchanfragen wieder (sind also Suchmaschinen ohne Tracking). Zudem erstellen sie nur dahingehend ein Benutzer:innen-Profil über Sie, als dass Sie beim nächsten Besuch Ihr Lieblingsessen bekommen werden. Omas sind quasi diskrete Suchmaschinen mit annehmbaren Vorteilen.
Autorin: Kathrin Strauß
Artikel veröffentlicht am: 28.09.2020 aktualisiert am 08.11.2022