Informationssicherheitsbeauftragter: Rolle, Aufgaben und Pflichten im Detail erklärt

Letztes Update:
22
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09
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2025
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Informationssicherheit ist heute Kern der Unternehmenssteuerung: Sie reduziert Geschäftsrisiken, erfüllt regulatorische Anforderungen (u. a. NIS2, ISO 27001) und macht Sie auditfähig gegenüber Kunden, Auditoren und Behörden. Dieser Beitrag erklärt die Rolle des Informationssicherheitsbeauftragten (ISB) praxisnah – mit Fokus auf Aufgaben, Pflichten und konkrete nächste Schritte: NIS2-Standortbestimmung, ISO 27001 GAP-Analyse und ein schlank aufgesetztes ISMS.
Informationssicherheitsbeauftragter: Rolle, Aufgaben und Pflichten im Detail erklärt
Die wichtigsten Erkenntnisse
  • Entwicklung und Pflege unternehmensweiter Sicherheitslinien und –ziele
  • ISMS betreiben, Risiken steuern, Wirksamkeit der Maßnahmen regelmäßig prüfen
  • Regulatorischer Anforderungen (z.B. NIS2, ISO 27001) systematisch in Controls/Policies abbilden
  • Awareness-Programme, Schulungen und klare Verantwortlichkeiten in den Fachbereichen
  • Vorbereitung und Begleitung interner/externer Audits und Penetrationstests zur Identifikation von Schwachstellen

Informationssicherheit heißt Prozesse und Systeme widerstandsfähig gestalten, Drittparteien absichern und Nachweise jederzeit liefern können. Ein Informationssicherheitsmanagementsystem (ISMS) verankert diese Anforderungen in Ihren Abläufen - pragmatisch, risikoorientiert und auditfähig. Wer Informationssicherheit strukturiert angeht, senkt Risiken messbar, verkürzt Auditzeiten und erfüllt Kundenanforderungen schneller.

Wer ist der Informationssicherheitsbeauftragte?

Der Informationssicherheitsbeauftragte (ISB) ist eine Schlüsselfigur in modernen Unternehmen und trägt die Verantwortung für:

  • Entwicklung und Implementierung von Informationssicherheitsstrategien.
  • Kontinuierliche Überwachung von Informationssicherheitsmaßnahmen.
  • Einhaltung gesetzlicher Anforderungen.

Zusätzlich moderiert der ISB Governance, koordiniert Fachbereiche, wie IT, Legal, HR, Einkauf etc. und berichtet an die Geschäftsführung

Unterschied zwischen ISB und Datenschutzbeauftragtem

Während der Datenschutzbeauftragte (DSB) in erster Linie für den Schutz personenbezogener Daten gemäß der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) verantwortlich ist, umfasst die Rolle des ISB einen breiteren Aufgabenbereich. Der ISB ist für den Schutz aller Arten von Informationen zuständig, einschließlich, aber nicht beschränkt auf personenbezogene Daten. Dazu gehören auch Geschäftsgeheimnisse, Betriebsgeheimnisse, technologische Daten und strategische Informationen.

Ein praxisnahes Beispiel: Ein Unternehmen könnte einen DSB haben, der sicherstellt, dass Kundendaten gemäß der DSGVO behandelt werden, während der ISB die Verantwortung dafür trägt, dass diese Daten durch technische und organisatorische Maßnahmen wie Firewalls, Verschlüsselung und Zugriffskontrollen geschützt sind. Beide Rollen sind komplementär, und in größeren Organisationen arbeiten der ISB und der DSB eng zusammen, um einen umfassenden Schutz der Unternehmensinformationen zu gewährleisten.

Tipp: Trennen Sie Aufgaben klar – DSB fokussiert Datenschutz-Compliance, ISB verantwortet Informationssicherheitsmanagement und –nachweise.

Der ISB als zentrale Figur in der Informationssicherheit

Zu den Aufgaben des ISB gehören:

  • Entwicklung umfassender Sicherheitsrichtlinien.
  • Regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung dieser Richtlinien.
  • Enge Zusammenarbeit mit der IT-Abteilung zur Sicherstellung der technischen Umsetzung.
  • Risikobewertung, Maßnahmenpriorisierung, Auditvorbereitung sowie Lieferketten- und SaaS-Risiken steuern.

Schwachstellenmanagement sollte organisatorisch verankert sein. Hier sind punktuelle Penetrationstests nicht ausreichend.

Informationssicherheitsbeauftragter (ISB) und seine Aufgaben

Eine der Hauptaufgaben des ISB ist die Überwachung der Einhaltung aller Informationssicherheitsmaßnahmen im Unternehmen. Dies bedeutet, dass der ISB regelmäßig überprüft, ob die implementierten Sicherheitsmaßnahmen wirksam sind und den aktuellen Bedrohungen standhalten. Dazu gehört auch die Durchführung von Audits und Inspektionen, um sicherzustellen, dass alle Abteilungen die Sicherheitsrichtlinien befolgen.

Ein praxisorientiertes Beispiel: Ein Unternehmen könnte regelmäßige Audits durchführen, bei denen überprüft wird, ob alle Mitarbeiter die Passwortsicherheitsrichtlinien einhalten, ob Zugriffe auf sensible Daten protokolliert werden und ob die Datensicherungen ordnungsgemäß durchgeführt und aufbewahrt werden. Der ISB wäre hier dafür verantwortlich, solche Audits zu planen, durchzuführen und die Ergebnisse zu analysieren.

Effiziente Umsetzung für IT-Leiter:  

  • Klare Controls
  • Zentrale Dokumentaiton
  • Kurze Review-Zyklen

Effiziente Umsetzung für Geschäftsführer:  

  • Transparente Risiken
  • Priorisierte Roadmap
  • Auditfäige Nachweise

Schulung und Sensibilisierung der Mitarbeiter

Neben der technischen Überwachung spielt die Schulung der Mitarbeiter eine entscheidende Rolle in der Informationssicherheit. Der ISB ist dafür verantwortlich, Schulungsprogramme zu entwickeln und durchzuführen, die das Bewusstsein der Mitarbeiter für Informationssicherheitsrisiken schärfen und ihnen die notwendigen Kenntnisse vermitteln, um diese Risiken zu minimieren.

Ein Best-Practice-Beispiel: Ein großes Unternehmen könnte monatliche Sicherheitsschulungen für alle Mitarbeiter einführen, in denen Themen wie Phishing, sichere Passwortverwaltung und die richtige Handhabung von sensiblen Daten behandelt werden. Durch solche regelmäßigen Schulungen bleibt das Thema Informationssicherheit präsent, und die Mitarbeiter werden besser auf potenzielle Bedrohungen vorbereitet.

Was bedeutet das in der Praxis?  

  • Jährliche Pflichttrainings
  • Zielgruppenspezifische Micro-Trainings für Administratoren, Entwickler, HR etc.
  • Phishing-Simulationen mit klaren KPIs

Bedeutung des ISB nach dem BSI-Gesetz

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) fordert die Einhaltung bestimmter Sicherheitsstandards, insbesondere für Betreiber kritischer Infrastrukturen (KRITIS).
Der ISB stellt sicher, dass:

  • Sicherheitsstandards des BSI-Grundschutzes umgesetzt werden.
  • Regelmäßige Berichte an das BSI übermittelt werden.
  • IT-Systeme den gesetzlichen Anforderungen entsprechen.

Beachten Sie zusätzlich die Anforderungen aus NIS2, wie Governance, BCM und Lieferketten. Diese Punkte sind auch jenseits klassischer KRITIS-Kontexte relevant.

Ein praktisches Beispiel: Ein Unternehmen, das im Energiesektor tätig ist und als Betreiber kritischer Infrastrukturen gilt, muss sicherstellen, dass seine IT-Systeme den Anforderungen des BSI-Grundschutzes entsprechen. Der ISB wäre dafür verantwortlich, diese Anforderungen in Zusammenarbeit mit der IT-Abteilung umzusetzen und regelmäßige Berichte an das BSI zu übermitteln.

Zusammenarbeit mit dem BSI

Zu den Aufgaben des ISB in der Zusammenarbeit mit dem BSI gehören:

  • Regelmäßige Übermittlung von Sicherheitsberichten.
  • Teilnahme an Schulungen und Workshops des BSI.
  • Einhaltung von Meldepflichten im Falle eines Sicherheitsvorfalls.
  • Eindeutige Meldewege, klare RACI und regelmäßige Wirksamkeitsnachweise etablieren.

In Praxisphasen mit hoher Komplexität (z. B. Readiness‑Prüfungen, Auditvorbereitung, BCM‑Tests) ergänzen viele Unternehmen die interne Steuerung gezielt durch externe Spezialisierung, um Tempo und Qualität der Nachweise zu erhöhen – ohne Verantwortung oder Rolle nach außen zu verlagern.

Verpflichtung und Bestellung eines Informationssicherheitsbeauftragten

Ob ein ISB verpflichtend ist, hängt von Branche, Größe und Regulatorik ab. Unabhängig davon benötigen Unternehmen klare Verantwortlichkeiten für Informationssicherheit. Erprobte Praxis: interne Steuerung durch den ISB, punktuell ergänzt um spezialisierte Unterstützung für NIS2‑Readiness, ISO‑GAP‑Analysen, Zertifizierungsvorbereitung und den ISMS‑Aufbau – insbesondere wenn Fristen, Kundennachweise oder Audittermine drängen.

Externer oder interner Informationssicherheitsbeauftragter

Unternehmen stehen vor der Wahl, ob sie einen internen oder externen ISB ernennen. Ein interner ISB ist in der Regel ein Mitarbeiter des Unternehmens, der über die notwendigen Qualifikationen verfügt und die spezifischen Prozesse und Strukturen des Unternehmens gut kennt. Ein externer ISB hingegen bringt oft umfangreiche Erfahrungen aus verschiedenen Branchen mit und kann einen neutralen Blick auf die Sicherheitsmaßnahmen des Unternehmens werfen.

Ein Beispiel: Ein kleines oder mittleres Unternehmen (KMU) könnte sich für die Bestellung eines externen ISB entscheiden, um von dessen umfassender Erfahrung und speziellem Fachwissen zu profitieren. Ein externer ISB kann auch dann hilfreich sein, wenn das Unternehmen keine internen Ressourcen hat, um einen qualifizierten ISB zu ernennen.

Viele Unternehmen halten die ISB‑Verantwortung intern und verstärken gezielt mit externer Spezialisierung für komplexe Vorhaben (z. B. NIS2‑Readiness, ISO 27001 GAP‑Analysen, Auditvorbereitung, ISMS‑Einführung). Das bewahrt interne Steuerung und Kontextwissen, während externe Expertise die Umsetzung beschleunigt und Nachweise auditfähig macht.

Informationssicherheitsbeauftragter und DSGVO

Die DSGVO stellt hohe Anforderungen an den Schutz personenbezogener Daten. Der ISB ist dafür verantwortlich, dass:

  • Technische und organisatorische Maßnahmen zum Schutz dieser Daten implementiert und aufrechterhalten werden.
  • Datenschutz-Folgenabschätzungen (DSFA) für neue Projekte durchgeführt werden.
  • Zusammenarbeit mit dem Datenschutzbeauftragten bei Anfragen und Beschwerden sichergestellt ist.
  • Schnittstelle DSB/ISB klären: Datenschutz-Compliance vs. Informationssicherheit – gemeinsam, aber mit klaren Zuständigkeiten.

Ein praxisnahes Beispiel: Ein Unternehmen, das personenbezogene Daten von Kunden speichert, muss sicherstellen, dass diese Daten sowohl bei der Übertragung als auch bei der Speicherung verschlüsselt sind. Der ISB wäre dafür verantwortlich, die entsprechenden Verschlüsselungstechnologien auszuwählen, zu implementieren und regelmäßig zu überprüfen, um sicherzustellen, dass sie den aktuellen Sicherheitsstandards entsprechen.

Aufgaben im Kontext der DSGVO

Der ISB hat die Aufgabe, sicherzustellen, dass das Unternehmen alle relevanten Datenschutzbestimmungen einhält. Dies umfasst die Durchführung von Datenschutz-Folgenabschätzungen (DSFA) für neue Projekte, die Überwachung der Einhaltung der Datensicherheitsrichtlinien und die Zusammenarbeit mit dem Datenschutzbeauftragten (DSB) bei der Bearbeitung von Anfragen und Beschwerden bezüglich des Datenschutzes.

Ein Beispiel: Wenn ein Unternehmen eine neue Software einführt, die personenbezogene Daten verarbeitet, muss der ISB eine Datenschutz-Folgenabschätzung durchführen, um potenzielle Risiken für die Privatsphäre der betroffenen Personen zu identifizieren, Informationssicherheitsrisiken (z. B. Shadow-IT, Drittland-Transfers, SaaS) mit dem DSB abstimmen, konsistente Maßnahmenpläne führen und geeignete Maßnahmen zur Risikominderung empfehlen. Dies stellt sicher, dass das Unternehmen auch in komplexen Projekten den Datenschutzanforderungen gerecht wird.

Anforderungen und Qualifikationen eines ISB

Ein ISB muss über ein tiefes Verständnis der IT-Sicherheitsprinzipien und -praktiken verfügen. Dazu gehören Kenntnisse in Netzwerksicherheit, Verschlüsselung, Risikomanagement und Sicherheitsstandards wie ISO 27001. Darüber hinaus sind persönliche Eigenschaften wie Kommunikationsfähigkeit, analytisches Denken und Durchsetzungsvermögen entscheidend, um in dieser Rolle erfolgreich zu sein.

Ein praktisches Beispiel: Ein ISB sollte in der Lage sein, komplexe technische Konzepte und Risiken der Geschäftsführung auf eine verständliche und nachvollziehbare Weise zu erklären. Dies ist besonders wichtig, wenn es darum geht, die notwendigen Budgets und Ressourcen für Sicherheitsprojekte zu sichern.

Wichtige Zertifizierungen wie die ISO 27001

Eine der wichtigsten Zertifizierungen für einen ISB ist die ISO 27001, die internationale Standards für Informationssicherheitsmanagementsysteme definiert. Diese Zertifizierung zeigt, dass der ISB in der Lage ist, ein ISMS zu implementieren und zu verwalten, das den höchsten internationalen Standards entspricht.

Ein Beispiel: Ein Unternehmen könnte von einem ISB profitieren, der eine ISO 27001-Zertifizierung besitzt, da dieser in der Lage ist, bewährte Verfahren aus dieser Norm in die Sicherheitsstrategie des Unternehmens zu integrieren und sicherzustellen, dass alle Sicherheitsmaßnahmen den höchsten Standards entsprechen.

Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen

Die Zusammenarbeit mit verschiedenen Abteilungen ist essenziell für den Erfolg der Informationssicherheit. Der ISB sollte:

  • Regelmäßige Meetings mit Abteilungsleitern der IT und Compliance abhalten.
  • Sicherheitsstrategien koordinieren und sicherstellen, dass alle Abteilungen auf dem neuesten Stand sind.
  • In interdisziplinären Teams bringt der ISB seine Expertise in Informationssicherheit und Risikomanagement ein.

Ein Beispiel wäre die Entwicklung einer neuen Cloud-basierten Plattform, bei der der ISB in einem Team aus IT-Experten, Rechtsexperten und Betriebsleitern arbeitet, um sicherzustellen, dass alle Aspekte der Informationssicherheit berücksichtigt werden.

NIS2: Was ändert sich für die Rolle des ISB?

NIS2 verschärft Governance-, Risikomanagement-, Incident-, BCM- und Lieferkettenpflichten und verlangt nachvollziehbare Nachweise. Für den ISB heißt das:

  • Management-Einbindung und Nachweisführung verstärken
  • Risiken und Maßnahmen inkl. Drittparteien systematisch steuern
  • Reaktions- und Meldeprozesse überprüfbar etablieren
  • Wirksamkeit regelmäßig prüfen und auf dem neuesten Stand bleiben

Lesen Sie unseren NIS2-Leitfaden und handeln Sie jetzt!

Fazit

Informationssicherheit wirkt am besten, wenn die Steuerung intern klar verankert ist und bei komplexen Vorhaben punktuell spezialisierte Unterstützung hinzukommt – etwa für NIS2‑Readiness, ISO 27001 GAP‑Analysen, Zertifizierungsvorbereitung oder den ISMS‑Aufbau. So sichern Unternehmen Tempo, Qualität und Auditfähigkeit, ohne Verantwortung aus der Hand zu geben.

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Redaktion
Stefan Rühl
Information Security Lead
In seiner Funktion als Leiter des Bereiches InfoSec und als ISO27001 Lead Auditor unterstützt Stefan unsere Kunden bei der Implementierung- und Optimierung von ISMS Systemen. Sein spezieller Bereich ist der Aufbau von BCM-Umgebungen, Notfall- und Krisenstäben sowie die Erstellung und Verprobung von Notfallprozessen, sowohl bei KMUs als auch bei Konzernstrukturen. Darüber hinaus berät er Geschäftsführer und Vorstände bei der Entscheidungsfindung zur Cyberresilienz und der Optimierung von IT-Organisationen.
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