Symbolbild für Telegram

Telegram und Datenschutz: Diesen Gefahren sind User ausgesetzt

Telegram gilt seit langem als sichere Alternative zu WhatsApp und Co, da die Angabe einer Telefonnummer entfällt. Diese Begeisterung ließ jedoch nach, als sich radikalere Gruppen mit Botendiensten und geplanten Verbrechen verbanden. Aber auch die Kritik am Datenschutz ist lauter geworden, hier erfahren Sie mehr über den Datenschutz bei Telegram.

 

2022-11-04

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Telegram galt lange als sichere Alternative zu WhatsApp und Co. Der Grund: Auf Telegram muss keine Telefonnummer angegeben werden. Zudem hat der Messenger schon lange vor WhatsApp eine Verschlüsselung eingeführt. So wogen sich Nutzer bis dato auf der sicheren Seite und Telegram erlebte einen regelrechten Hype.

Die Begeisterung ließ allerdings nach, als sich verstärkt auch radikale Gruppen auf dem Messenger-Dienst verknüpften und Straftaten planten. Seitdem bröckelt das Image von Telegram. Doch auch Kritik im Hinblick auf den Datenschutz wird immer lauter. Wie es um den Datenschutz auf Telegram steht, erfahren Sie in diesem Artikel.

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Daten schützen: sicher und einfach

Inwieweit Daten gesammelt und gespeichert werden ist Nutzern in der Regel nicht im kompletten Umfang bekannt. Entsprechend kann der Datenschutz nicht immer gewährlsitet werden. Wir beraten Sie gerne zu datenschutzrechtlichen Themen.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Telegram verschlüsselt nur zwischen Endgerät und Server. Eine umfassende Ende-zu-Ende-Verschlüsselung wird nur bei geheimen Chats gewährleistet.
  • In der Cloud hinterlegte Daten können von Telegram und Dritten jederzeit eingesehen werden. So auch vom deutschen Bundeskriminalamt während der Strafverfolgung. 
  • Telegram speichert etwa genauso viele Daten wie WhatsApp, jedoch sind diese mangels Verschlüsselung schlechter geschützt.
  • Illegale Inhalte werden vom Anbieter auch nach wiederholten Meldungen gar nicht oder nicht schnell genug gelöscht. Zudem kooperiert der Messenger nicht mit den staatlichen Behörden und bietet so radikalen Gruppierungen eine Bühne.

Was ist Telegram?

Telegram ist eine Messenger-App für Android und iOS, die ähnlich wie WhatsApp die Kommunikation zwischen zwei oder mehr Personen ermöglicht. Der kostenlose, cloudbasierte Instant-Messaging-Dienst bietet klassische Chat-Funktionen, über die die User (Sprach-)Nachrichten, Fotos und Dokumente austauschen oder sich internetbasiert anrufen können. Darüber hinaus ist es möglich, sogenannten Channels zu bestimmten Themen beizutreten und unabhängige Gruppen zu gründen.

Seitdem WhatsApp vom Meta-Konzern aufgekauft wurde und nun (wie Facebook) offiziell zu Meta gehört, sind viele wegen Datenschutzbedenken zu Signal und Telegram gewechselt. Dabei steht gerade Telegram - mit etwa 500 Millionen Nutzern weltweit ein Riese unter den Messenger-Diensten - immer wieder heftig in der Kritik wegen fehlender Sicherheit und Datenschutzes. Zurecht?

Telegram und Datenschutz: Wie sicher ist die App?

Fest steht: Telegram sammelt genauso wie andere Messenger-Dienste eine Vielzahl von Daten über seine Nutzer. Dadurch soll zwar ein Missbrauch der Plattform verhindert werden, allerdings kann mit der Datensammlung auch ein gewisses Sicherheitsrisiko und eine Bedrohung für die eigene Privatsphäre einhergehen.

Der Messenger liest darüber hinaus automatisch private Chats mit, um Spam zu verhindern. Kommt der Verdacht von Spam auf, wird der Chat noch einmal von sogenannten Telegram-Moderatoren kontrolliert. Darüber hinaus werden auch Dateien und Anhänge gespeichert, die die Nutzer während der Verwendung der App hinterlassen.

Folgende Daten werden von Telegram gespeichert:

  • IP-Adresse
  • Gerätedetails
  • Benutzernamen-Änderungen
  • Metadaten (um Bewegungsprofile zu erstellen)
  • Telefonbuch/synchronisierte Kontakte
  • Beitritt zu Channels und Gruppen

Telegram bewahrt diese Nutzer-Daten bis zu 12 Monate lang auf - so zumindest laut eigenen Aussagen des Kommunikationsdienstes. Dafür wird pauschal die Einwilligung der Nutzer eingeholt, denn ohne dieser Datenspeicherung zuzustimmen, können User die App nicht nutzen.

Sicherheitslücken auf Telegram

Aus datenschutzrechtlicher Sicht besonders problematisch ist, dass nach wie vor unklar ist, wer genau die Server von Telegram betreibt und wo diese überhaupt platziert sind. Danach richtet sich nämlich, welches Recht im Einzelnen anwendbar ist und ob deutsche Behörden unter Umständen auf Daten zugreifen dürfen, um Straftaten aufzuklären.

Der Unternehmenssitz von Telegram ist zwar offiziell in Dubai, nach konkreten Server-Standorten oder anderen relevanten Angaben sucht man jedoch vergeblich. Transparenz sieht anders aus.

Auch bei der Verschlüsselung der Kommunikation muss genauer hingeschaut werden: Im Gegensatz zu anderen Messenger-Diensten sind die Chats von Telegram nicht automatisch Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Die Verschlüsselung bezieht sich nur auf die Kommunikation zwischen Nutzer und Server. Auf dem Cloud-Server hat dann aber wieder Telegram Zugriff auf die Daten - auch Dritte könnten sich leicht Zugriff verschaffen.

Es gibt zwar die Möglichkeit, eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung manuell einzurichten. Diese ist jedoch nur für geheime Chats verfügbar und muss vom jeweiligen User für jeden einzelnen Chat aktiv eingeschaltet werden. Eine solche Verschlüsselung gibt es innerhalb von Telegram wohl auch standardmäßig für Sprachanrufe. Für Gruppenchats oder andere Funktionen innerhalb der App ist eine manuelle, zusätzliche Verschlüsselung hingegen nicht möglich.

Konkret: Die Verschlüsselung der Kommunikation auf Telegram bleibt nicht auf dem gesamten Übertragungsweg intakt. Das macht es für Dritte einfacher, über den Quellcode Zugriff zu sensiblen Inhalten und privaten Chats zu erlangen. Im Allgemeinen sind sich Experten einig: Die Kommunikation auf Telegram ist unzureichend verschlüsselt.

Das Bundeskriminalamt ermittelt schon seit längerem im Hinblick auf Straftaten auf Telegram. Dabei ist das BKA aufgrund der fehlenden Sicherheitsmaßnahmen nicht auf die Kooperation von Telegram angewiesen. So kann es relativ leicht auf relevante Daten einzelner verdächtiger Personen zugreifen.

Alternativen zu Telegram: Welche Apps sind sicherer?

Wer auf sichere Kommunikation und vertrauenswürdige Unternehmen setzen will, sollte den Messenger-Dienst Telegram möglichst vermeiden. Die App bietet aufgrund vieler Unklarheiten und wenig Transparenz keine ausreichende Datensicherheit für bewusste User.

Viele suchen eine Alternative zum Marktführer WhatsApp, um keine Daten an den Meta-Konzern preiszugeben – und wechseln daher zu Telegram. Ein Umstieg auf Telegram bietet allerdings keine bessere Stellung. Und: Wer Instagram und Facebook nutzt, stellt dem Meta-Konzern bereits seine Daten zur Verfügung.

Eine beliebte Alternative stellt der kostenpflichtige Kommunikationsdienst Threema dar. Für einen überschaubaren Preis können die User von dem sicheren Chat der Schweizer Firma profitieren. Threema bietet eine passwortgesicherte App mit verschlüsselten Chats und lokalen Servern. Auch die Telefonate innerhalb der App sind verschlüsselt. Zudem ist die App anonymisiert und lässt sich entsprechend ohne Handynummer nutzen.

Auch auf den kostenlosen Messenger Signal, welcher ebenfalls verschlüsselte Chats bietet und somit als sicher gilt, vertrauen die deutschen Nutzer. Zuletzt wurde Signal sogar von dem berühmten Whistleblower Edward Snowden empfohlen. Hier wird jede einzelne Nachricht individuell verschlüsselt, sodass Hacker sich die Mühe machen müssten, einzelne Nachrichten zu knacken, um an den verschlüsselten Chat zu gelangen.

Gefährdet Telegram die staatliche Sicherheit?

Neben dem fehlenden Datenschutz steht Telegram auch wegen anderen Themen in der Kritik: Durch die wenigen und kaum überprüften Nutzungsregeln hat sich der Messenger insbesondere in Deutschland zu einer Sammelstelle für radikale Gruppen, Verschwörungsideologen und Kriminelle entwickelt.

Es scheint, als sei Telegram ein rechtsfreier Raum, in dem keine Regeln gelten und jeder menschenverachtende oder gefährliche Inhalte teilen kann, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen.

Die Rechtslage ist eindeutig: Strafnormen erstrecken sich auch auf Aussagen und Handlungen im Internet bzw. in Messenger-Diensten wie Telegram. Wer sich nicht an Recht und Gesetz hält, muss mit Sanktionen rechnen - auch wenn die vermeintliche Anonymität den Eindruck von Sicherheit vermittelt.

Allerdings müssen auch die Plattformen selbst aktiv werden, wenn rechtliche Vorgaben im Internet durchgesetzt werden sollen. Das Problem: Illegale oder gar menschenfeindliche Inhalte werden nur selten gelöscht, weil Nachrichten inhaltlich gar nicht erst durch die Dienste überprüft werden.

Telegram bietet radikalen Gruppierungen damit einen Raum, gefährliche Theorien oder illegale Inhalte zu verbreiten – und damit im Zweifel auch andere zu radikalisieren. Werden durch den Messenger-Dienst Straftaten geplant oder sogar umgesetzt, wird dies zunehmend zu einer realen Bedrohung für unsere Sicherheit.

Fazit

Was die Datensicherheit betrifft, schneidet Telegram im Vergleich zu WhatsApp schlechter ab. Wer nicht möchte, dass seine Daten vom Meta-Konzern gespeichert werden, sollte sich daher eine Alternative suchen und auf vertrauenswürdige Apps wie Threema oder Signal zurückgreifen.

Nutzer sollten, wenn sie weiterhin Telegram nutzen möchten, unbedingt darauf achten, die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für jeden Chat zu aktivieren und keine sensiblen Informationen über die App zu verbreiten oder Illegales zu unterstützen.

Problematisch bleibt jedoch, dass viele Datenschutz-Aspekte nicht überprüft werden können, da es an der Transparenz des Unternehmens mangelt. Ein weiterer Grund gegen die Nutzung von Telegram als Messenger-Dienst ist, dass er Hetze, Straftaten und Gewaltaufrufen eine Plattform bietet, weil  Inhalte nicht überprüft werden. Gegen Hassrede und radikales Gedankengut geht Telegram kaum bis gar nicht vor und bietet so Ideologien und Gewalt einen Nährboden.

Sie haben Fragen zum Thema Datenschutz? Gerne unterstützen wir Sie sowohl rechtlich als auch technisch bei der Umsetzung von Datenschutz-Vorgaben. Nehmen Sie jederzeit Kontakt zu uns auf.

Autor: Team datenschutzexperte.de
Artikel veröffentlicht am 04.11.2022

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